Historische Postkarten und Plakate
Schon lange, bevor du über Social Media Stories und Reels die schönsten Bilder aus Zell am See-Kaprun bestaunen konntest, setzte man auf die Macht der Bilder: Das zeigen die historischen Postkarten und Plakate, die die Bergwelt rund um Schmittenhöhe und Kitzsteinhorn sowie den Zeller See ins schönste Licht rückten.
Die Bilder versprechen ein Paradies: Der Zeller See schimmert türkisblau und grün, dahinter wachsen bewaldete Berghänge in den Himmel. Am nächsten Bild hat sich eine Frau im Badeanzug einen Sonnenplatz am See ausgesucht, im Hintergrund ist das markante Kitzsteinhorn zu sehen. Auch im Winter präsentiert sich die Region als Sehnsuchtsort: Völlig entspannt liegt eine Skifahrerin (höchstwahrscheinlich nach vielen erfolgreichen Abfahrten) auf der Schmittenhöhe im Liegestuhl, bei bestem Winterwetter mit blauem Himmel und schneeweißen Gipfeln. Wenn du jetzt glaubst, wir scrollen gerade durch den Instagram-Feed von Zell am See-Kaprun – falsch gedacht! Wir haben uns auf eine Zeitreise begeben und dabei entdeckt, wie sich die Region durch Plakate und Postkarten schon früh einen Namen als Sehnsuchtsort gemacht hat.
Landschaftsmaler als Werbebotschafter
Smartphone-Kameras und Spiegelreflexkameras waren da natürlich noch kein Thema und deshalb waren es vor allem Maler, die die Besonderheiten der Region in die Welt hinaustrugen: Sie hielten das Kitzsteinhorn, das Panorama von der Schmittenhöhe aus, die Stadtpfarrkirche, den Vogtturm und das außergewöhnliche Flair zwischen Bergen und Seen mit Pinsel und Farbe fest. Vor allem Hubert Sattler, Edmund Höd und auch Edward Theodore Compton prägten das Bild der Region im 19. Jahrhundert. Das erste Panorama von der Schmittenhöhe mit der Bergstadt Zell am See und dem Zeller See unterhalb entstand bereits in den 1870er Jahren – lange bevor der Bau der Eisenbahn dafür sorgte, dass immer mehr Besucher Zell am See und Kaprun als Urlaubsorte entdeckten.
Zur gezielten Bewerbung, zu Beginn vor allem von Zell am See, wurden die Bilder dann ab 1875 eingesetzt. Damals wurde nämlich der Vorläufer des Tourismusverbandes gegründet, zu dieser Zeit noch mit dem klingenden Namen „Verschönerungsverein“.
Fantasie statt Bildbearbeitung
Doch nicht nur der Verschönerungsverein, auch einzelne Betriebe rührten schon früh mit den Bildern die Werbetrommel. Das Berghotel am Gipfel der Schmittenhöhe, das Grand Hotel oder auch das Hotel Elisabeth, das direkt am Bahnhof in Zell am See gebaut wurde, nutzten die gemalten Ansichten, um neue Gäste anzulocken. Übrigens: Ein bisschen getrickst, um die Bilder noch schöner zu machen, wurde damals schon. Zwar wurden dafür keine Filter oder Bildbearbeitungsprogramme verwendet, dafür aber die Fantasie genutzt. Das sieht man zum Beispiel an der berühmten Ansicht der Seepromenade mit dem Hotel Elisabeth und dem Kitzsteinhorn im Hintergrund. Kapruns Hausberg ist nämlich von dieser Position aus gar nicht zu sehen.
Skifahren als Lieblingsmotiv
1927 wurde schließlich die Schmittenhöhebahn gebaut. Sie machte den Aufstieg für Wanderer und Skifahrer viel bequemer und kurbelte den Tourismus in der Region weiter an. In dieser Zeit erlebte auch der Skilauf seinen ersten Aufschwung in Westösterreich: Winterliche Landschaften und Tiefschneehänge mit einzelnen Skispuren wurden zum beliebten Werbemotiv. Auf vielen Postkarten und Plakaten wurde jetzt auch die Seilbahn dargestellt, der Hauptfokus lag aber weiterhin auf dem unverwechselbaren Panorama der Region mit dem See und den Bergen im Hintergrund.
Mit Großveranstaltungen wurde der Skilauf in den darauffolgenden Jahren immer mehr beworben und in den 1960er und 1970er Jahren erlebte der Skisport einen echten Boom.
Das Kitzsteinhorn wird erobert
Und noch etwas änderte sich: Hatte man in der Region den Fokus bisher eher auf Zell am See gelegt, wurde mit Eröffnung des ersten Gletscherskigebietes in Österreich am Kitzsteinhorn auch Kaprun zum beliebten Urlaubsziel. Eine Luftseilbahn, aufgeteilt in zwei Sektionen bis zum Alpincenter, brachte am 12. Dezember 1965 die ersten Skifahrer aufs Kitzsteinhorn – der Beginn einer neuen Ära. 1966 konnte dann schließlich durch die Eröffnung der dritten Sektion der Luftseilbahn auch die Gipfelstation auf 3.029 Metern erreicht werden. Diese große Neuerung und die technische Meisterleistung wurden natürlich auf Postkarten der damaligen Zeit festgehalten!
Das immer größer werdende touristische Angebot wollte man auch auf Plakaten darstellen: Alle Attraktionen vom Zeller See bis zum Kitzsteinhorn auf einem Bild unterzubringen, war aber gar nicht so einfach. Schließlich hatte man damals noch nicht die Möglichkeit, mehrmals am Tag neue Bilder zu posten oder Videos mit allen Erlebnissen in der Region zu zeigen.
Ein Blick in die Werbegeschichte: Damals und heute
Die historischen Plakate und Postkarten sind nicht nur ein Rückblick auf alte Zeiten, sie zeigen auch, wie sehr sich Bild- und Werbesprache im Lauf der Zeit verändert haben: Heute ist die touristische Bildsprache ruhiger, Emotionen und Stimmung stehen im Vordergrund. Außerdem kann heute dank Smartphone jeder Besucher der Region zum „Landschaftsmaler“ werden und seine eigenen Plakate und Postkarten von Zell am See-Kaprun teilen. Was wohl Hubert Sattler, Edmund Höd und Edward Theodore Compton dazu sagen würden?
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