Adaptives Skifahren in Zell am See-Kaprun
„Ich wollte, dass jeder die Möglichkeit hat, Skiurlaub zu machen, wie und wann er will“, sagt Caroline Ooms. Die gebürtige Holländerin hat 2017 mit UP Adaptive Sports die erste adaptive Skischule in der Region Zell am See-Kaprun eröffnet, die sich ganz auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung spezialisiert hat.
„Ob jung oder alt, Anfänger oder Könner, im Rollstuhl oder stehend, blind oder mit Sehbeeinträchtigung, wir versuchen, Skifahren oder Snowboarden für alle möglich zu machen.“, sagt Caroline von UP (Unlimited Possibilities) Adaptive Sports in Zell am See-Kaprun. Ihre Kurse sind immer Privatkurse und ganz individuell auf die Anforderungen und Bedürfnisse ihrer Gäste zugeschnitten. Aktuell begleitet Caroline ihre Gäste je nach Möglichkeit selbst auf die Piste und beschäftigt außerdem noch zwei weitere ausgebildete Skilehrer, die auch bei ihrer Partner-Skischule Oberschneider im Einsatz sind. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass sich ihre Gäste rundum sicher und gut aufgehoben fühlen.
Die 38-jährige Holländerin hat vor UP Adaptive Sports lange beim Holländischen Skiverband gearbeitet und war dort sowohl im Amateur- als auch im Profisportbereich für den Aufbau und Ausbau von adaptivem Wintersport zuständig. Sie hat Kurse und Trainings sowie Europacup- und Weltcuprennen organisiert. Dabei hat sie immer wieder festgestellt, dass die Möglichkeiten für einen individuellen Skiurlaub für Menschen mit Behinderung sehr eingeschränkt sind. Mit UP Adaptive Sports wollte sie das ändern – und hat sich dafür die Region Zell am See-Kaprun ausgesucht.
Vielseitigkeit und gute Infrastruktur als Pluspunkt
Nach ihrer Zeit beim Holländischen Skiverband hat Caroline eine Wintersaison in Zell am See-Kaprun verbracht. Geschult durch ihre Erfahrung hat sie schon damals die Möglichkeiten gesehen, die die Region für adaptives Skifahren bietet.
„Durch das vielseitige und abwechslungsreiche Gelände gibt es in Zell am See-Kaprun gute Bedingungen für adaptives Skifahren mit Mono- oder Dualski (für sitzende Skifahrer), für geführtes Skifahren mit Guide (zum Beispiel für blinde oder sehbeeinträchtigte Personen) oder mit Skikrücken (für stehende Skifahrer).“
Carolines Pisten-Tipps
Ihre Empfehlung für Anfänger ist der Lechnerberg mit seiner einfachen, flachen Piste. Der Schlepplift, der hier nach oben führt, ist ein guter Einstieg und die Mitarbeiter dort haben mittlerweile viel Erfahrung mit sitzenden Skifahrern mit Dual- oder Monoski.
Als Caroline 2017 ihre Skischule gegründet hat, waren die Mitarbeiter oft noch unsicher im Umgang mit ihren Gästen. „Auch ein Skifahrer ohne Behinderung stürzt als Anfänger einmal beim Schlepplift. Warum sollte das beim adaptiven Skifahren dann anders sein? “, beruhigt Caroline.
Neben dem Lechnerberg schätzt Caroline auch das Skigebiet am Maiskogel. Vor allem für Familien sei dieser Bereich ideal. Hier gibt es sowohl eine Gondel als auch einen Sessel- und Schlepplift – viele Möglichkeiten also, das Liftfahren auszuprobieren. Sowohl mit Anfängern als auch mit Geübten ist das Team von UP Adaptive Sports gerne auch auf den breiten Pisten im Panorama- und Familienskigebiet Schmittenhöhe unterwegs. „Ich will den Gästen möglichst viel von der Region zeigen,“ erklärt Caroline.
Das schneesichere Gletscherskigebiet Kitzsteinhorn mit seiner extra langen Skisaison besucht sie vor allem mit Gästen, die schon ein bisschen Erfahrung im adaptiven Skifahren haben. Neben den weiten Gletscherpisten gibt es hier auch viele rote und schwarze Pisten sowie Funparks, in denen fortgeschrittene Mono- und Dualskifahrer sich ausprobieren können.
Gondel- und Sessellifte sind grundsätzlich auch für Mono- und Dualski nutzbar. Anders als viele andere Skigäste bevorzugt Caroline für ihre Kunden aber die „alten“ Sessellifte ohne Kindersicherung und Bügeln, die automatisch zwischen den Beinen schließen. Sie sind für Mono- und Dualskifahrer unpraktisch.
Bei den Gondeln ist es genau umgekehrt: Hier sind die großen, barrierefreien Gondeln besser geeignet. Wenn die Gondeln nicht barrierefrei sind, hilft das Team von UP Adaptive Sports mit einem selbst entwickelten Wagen weiter, der das Ein- und Aussteigen möglich macht.
Ausrüstung ausleihen: Vom Dualski bis zu Skikrücken
UP Adaptive Sports bietet nicht nur Kurse, sondern gleichzeitig auch den Verleih von Equipment an. „Nur wenige besitzen selbst einen Dual- oder Monoski, da sie sehr teuer in der Anschaffung sind.“ Bis zu 6.000 Euro kosten die Sportgeräte. Der Verleih ist allerdings nur mit dazugehörigem Kurs buchbar: „Wenn man nicht weiß, wie das Fahren mit einem Mono- und Dualski geht, kann das gefährlich sein.“, sagt Caroline.
Beim adaptiven Skifahren sind die Sportler meist auf helfende Hände angewiesen – zum Beispiel beim Ein- und Aussteigen.
Die Mono- oder Dualski sind aber nicht die einzigen Sportgeräte, die für das adaptive Skifahren genutzt werden. Sehbehinderte oder Blinde sind mit klassischer Skiausrüstung unterwegs, werden aber von einem Guide geführt und über Funk angeleitet. Bei Caroline tragen Skilehrer und Gast auch die gleichen Skianzüge oder Westen, damit die anderen Skifahrer auf der Piste aufmerksam werden und Rücksicht nehmen können. Menschen mit einem amputierten Bein, die aber grundsätzlich über eine gute Balance, Stabilität und genügend Muskelkraft verfügen, können mit Skikrücken auch stehend Ski fahren. „Die Anforderungen sind immer individuell.“, sagt Caroline. Deshalb ist für einen gelungenen adaptiven Skiurlaub auch die Vorbereitung entscheidend.
Für einen stressfreien Skiurlaub: Viel Zeit für Beratung
„Ich kläre alle Wünsche und Fragen immer vorab in einem Gespräch, damit wir auch das Richtige bieten können“, sagt Caroline. Wenn die Gäste in Zell am See-Kaprun ankommen, statten ihnen Caroline oder ihre Guides einen Begrüßungsbesuch ab und stellen sich persönlich vor. Sie erklären die Ausrüstung, erzählen über die Region und die Abfahrten. „Viele meiner Gäste brauchen durch ihre Behinderung generell schon mehr Energie für den Tag.
Ich will nicht, dass ihre Nervosität, Unklarheiten oder die Sorgen, wie der Kurs ablaufen wird, sie noch mehr Energie kosten. Wenn man sich unsicher fühlt, lässt sich das Skifahren und die Natur nicht richtig genießen.“
Manche ihrer Gäste stellen sich das Skifahren auch ganz einfach vor: „Aber wie jeder Skianfänger müssen auch meine Kunden viel üben.“ Wie schnell sich das adaptive Skifahren erlernen lässt und wie viel möglich ist, hängt auch von der körperlichen Fitness generell ab. „Am Ende ist es Sport. Und auch wenn du auf der Piste Menschen um dich hast, die dich unterstützen, du musst selbst deinen Teil leisten“, sagt Caroline.
Die eigene Stärke sehen
Sehr oft ist das Skifahren für ihre Gäste ein sehr emotionales Ereignis: „Es gibt immer wieder Tränen. Wenn der Skikurs ein positives Erlebnis ist, schenkt das den Menschen viel Selbstvertrauen in ihre eigene Stärke", sagt Caroline. Und sie erzählt, dass aus vielen ihrer Gäste Stammgäste werden. „Das ist auch ein großes Kompliment für die Region.“
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