Stefan Zweig Auf Sommerfrische im „Zweizimmerhäuschen“ am Zellersee

STEFAN ZWEIG (1881–1942)
  • Österreichischer Schriftsteller
  • Geboren: 28. November 1881, Wien
  • Gestorben: 23. Februar 1942, Petrópolis
  • „Marie Antoinette, Bildnis eines mittleren Charakters“, Leipzig, 1932
  • „Ungeduld des Herzens“, Stockholm/Amsterdam, 1939
  • „Die Welt von Gestern – Erinnerungen eines Europäers“, Stockholm, 1942
  • „Die Schachnovelle“, Buenos Aires, 1942

Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 als Sohn wohlhabender jüdischer Eltern in Wien geboren. Gemeinsam mit seinem Bruder Alfred wuchs er in Wien auf, 1899 maturierte er am Gymnasium. Noch während seiner Schulzeit wurden seine Gedichte in Zeitschriften veröffentlicht. An der Universität in Wien studierte er Philosophie und promovierte 1904 zum Dr. phil. Im selben Jahr wurde seine erste Novelle veröffentlicht. Er entwickelte eine fesselnde Erzählkraft, arbeitete nebenbei jedoch auch als Journalist und Übersetzer von großen Werken anderer Autoren, wie Dickens, Balzac, Rimbaud oder Baudelaire. Er reiste viel und pflegte Kontakte zu anderen Schriftstellern und Künstlern.

Stefan Zweig liebte die Sommerfrische im wunderschönen Thumersbach bei Zell am See. Hier fand er seine Zufluchtsstätte vor dem Trubel der Salzburger Festspiele. Immer wieder zog es ihn in den 1920er und 1930er-Jahren für einige Wochen hierher. Anfangs wohnte er noch im herrschaftlichen Grand Hotel. Dort traf er auf Felix Blaickner, einen weltoffenen, umtriebigen Pinzgauer. Dieser erzählte dem Autor von seiner Bootshütte am See, und gegen eine größere Geldsumme wurde die einfache Bootshütte zu einem kleinen „Zweizimmer-Häuschen“ für Stefan Zweig umgebaut. Bereits 1931 nistete sich Stefan Zweig dort ein und begann an seiner „Postfräuleingeschichte“ zu arbeiten. Anna Meingast, seine Sekretärin, brachte ihm während dieser Zeit mehrmals pro Woche seine Post aus Salzburg. Sie fuhr dafür mit der Bahn nach Zell am See und wurde dort von einem Boot abgeholt. Die „Postfräuleingeschichte“ wurde nie vollendet. Neun Jahre später arbeitete Zweig gemeinsam mit Berthold Viertel die Geschichte im Exil zu einem Drehbuch um. Der Film erschien 1950 unter dem Titel „Das gestohlene Jahr“ in den Kinos. Zweigs Romanfragment wurde erst 1982 unter dem Titel „Rausch der Verwandlung“ herausgegeben.

In seinem „Zweizimmer-Häuschen“, wie er seine Bootshütte in Thumersbach liebevoll nannte, verfasste er auch Teile seiner Biographie „Marie Antoinette“. In einem Brief an seinen Schweizer Freund Karl Geigy-Hagenbach berichtet Stefan Zweig von seiner Arbeit über Franz Anton Mesmer und schreibt schwärmerisch über sein Refugium: „Ich habe mich ein paar Tage nach Zell am See (einem bezaubernden Ort, der mit der Schweiz rivalisieren kann) zurückgezogen, um meinen Mesmer hier fertig zu kriegen.“ Und schon bald fühlt sich der vielbeachtete Schriftsteller in Zell am See nicht mehr nur als Urlaubsgast, wenn er an einen Freund in New York schreibt: „Von meinem kleinen See sende ich Ihnen die herzlichsten Grüße hinüber an das große Meer.“ Er fühlte sich wohl am Ufer des Sees, genoss die schöne Landschaft und die Ruhe. An seine erste Frau Friderike schrieb er am 5. Juli 1931: „Ich lebe völlig zeitlos. Auch sonst fühle ich mich hier ausgezeichnet, bade, gehe spazieren, lese und gehöre endlich ein wenig mir.“ 

Der erklärte Pazifist Stefan Zweig emigrierte 1934 nach London; und seine Bücher wurden von den Nationalsozialisten auf die Liste für die Bücherverbrennungen gesetzt. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs nahm er die britische Staatsbürgerschaft an, floh aber bald über New York, Argentinien und Paraguay nach Brasilien. Dort entstanden unter anderem sein weltbekanntes Werk „Die Schachnovelle“ und seine Autobiographie „Die Welt von Gestern“. Am 23. Februar 1942 nahm sich Stefan Zweig in Petrópolis bei Rio de Janeiro das Leben.