Anton Thuswaldner (1929–2021) "Y"

Geboren 1929 in Klagenfurt.

1944 Besuch der Bildhauerschule für Holz und Stein in Hallein. Nach der Auflösung des Betriebes Lehre bei Jakob Adlhart. 1951 bis 1953 Besuch der Privatschule Fritz Behn in Ehrwald, zuvor Halleiner Bundesgewerbeschule. Ab 1955 Landvermesser bei den Tauernkraftwerken in Kaprun. Thuswaldner war der Provokateur unter den Salzburger Plastikern und Objektkünstlern. 

Er lebte und arbeitete in Kaprun.  

"Y" | GNEIS | 2007

Bereits im Titel spielt der in Kaprun lebende Bildhauer Anton Thuswaldner auf jenes verschlüsselte Zahlensystem an, das in seinem Werk stets präsent ist. Y als 25. Buchstabe des Alphabets, symbolisiert als Form und Metapher auch den Menschen selbst. Sowohl die Zahl 25 als auch der Buchstabe selbst, prägt in vielen Variationen das formale Erscheinungsbild der Skulpturen von Anton Thuswaldner.

Der Künstler arbeitet vorwiegend mit den Materialien Serpentin und Granit. Diese Skulptur aus Gneis war aufgrund der materiellen Beschaffenheit des Steins eine bildhauerische Herausforderung. Ihre aus der Gewinnung im Steinbruch resultierende innere Bruchlinie und die damit verbundene Gefahr des Auseinanderberstens während des Arbeitsprozesses, beinhaltet jedoch auch die vom Künstler intendierte Thematik des "geborstenen Menschen". Durch den Metallstift kann sich der schwere Granit nahezu schwebend in den Raum eintasten und dadurch vollkommen frei stehend seine räumliche Präsenz und Kraft entfalten. Die Oberfläche wird neben der eingearbeiteten Zahlenform durch den Kontrast von bearbeiteter und roher Steinfläche geprägt.

Im Sinne der sowohl in der Malerei als auch vor allem in der Bildhauerei des Manierismus ausgeprägten "figura serpentinata", gestaltet auch Thuswaldner im Stein eine gewundene, um die Plastik herumlaufende Bewegung. Wenngleich sich diese nicht wie in der Spätrenaissance aus der Drehung der Figuren ergibt, sondern rein aus der Anordnung der Flächen zueinander. Erst durch die Bewegung des Betrachters um die Skulptur selbst wird diese in ihrer Gesamtansicht fassbar. Dies entspricht auch der Dualität des Lebens im Sinne einer in Goethes "Faust" formulierten "Ambivalenz des Seins".

Silvie Aigner, Kunsthistorikerin

Website des Künstlers