Michael Printschler "GEBORGENHEIT DER GEWOHNHEIT"
Michael Printschler wurde 1968 in Villach geboren.
Lehre zum Holz- und Steinbildhauer, danach Studium der Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste bei Joannis Avramidis und Michelangelo Pistoletto.1996 bis 2000 Teilnehmer und Mitorganisator bei Bildhauer-Symposien im Krastal.
Seit 1989 zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland im Bereich Gegenwartskunst im öffentlichen Raum. Seit 2003 Arbeit im Gemeindevorstand in Millstatt, 2004 Übernahme der künstlerischen Leitung der neu gegründeten "Kulturinitiative Millstatt". Initiator des Symposiums "Kunst am Berg" in Zell am See gemeinsam mit Max Seibald.
"GEBORGENHEIT DER GEWOHNHEIT" | KRASTALER MARMOR, EDELSTAHL | 1997
Die liegende Figur aus Krastaler Marmor entstand Ende der 90er-Jahre und stammt aus einer Werkphase, in der Michael Printschler seine Konzepte vorwiegend in einer figurativen Form in das Material umsetzte. Ebenso wie in seinen heute abstrakten Skulpturen zielte Michael Printschler auch damals auf eine gesellschaftsrelevante und sozialkritische Lesbarkeit seiner Arbeiten.
Die hingelagerte Figur wird mittels eines mit Edelstahl verkleideten Ringes niedergehalten. Ihr offener Kopf gibt den Blick auf die freiliegenden Gehirnwindungen frei. Aus dem Kopf entspringt eine Augenbinde, die der Figur die Augen verdeckt und ihr das Lesen des Buches, das sie in ihren Händen hält, verunmöglicht. Solcherart werden die einzelnen Motive zu Symbolen einer Inhaltlichkeit, die über die formale Beschaffenheit der Skulptur gelegt wird. Diese übersetzen seine Wahrnehmung und Interpretation der realen Alltagswelt in eindrücklicher Weise in das Kunstwerk.
"Die Geborgenheit der Gewohnheit" thematisiert den Willen zur Veränderung, indem die Figur sich scheinbar aus ihrer Befestigung wegzuzerren versucht, was ihr jedoch nicht gelingt. Eigentlich, so Michael Printschler, fehlt ihr dazu auch die tatsächliche Entscheidung. Wir fühlen uns in unseren Gewohnheiten geborgen, die als tradierte Werte und Meinungen weitergegeben werden. Die Augenbinde und die Umklammerung hindern uns daran, Neues zu erfahren, offen zu sein und auszubrechen, um uns mit dem Fremden zu konfrontieren. Auch der Fremde selbst bleibt nicht selten ein Anderer in einer Welt, in der dieser nicht als kulturelle und intellektuelle Bereicherung angesehen wird, sondern als wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Bedrohung.
Silvie Aigner, Kunsthistorikerin