„UND DRAUSSEN TOBT DER ADVENT“

„UND DRAUSSEN TOBT DER ADVENT“

02.12.2024

menschen aus zell am see-kaprun: Ein rundgang mit poidl hahn

Wenn die Schneeflocken fallen und die Kühle des Herbstes endgültig der klaren Kälte des Winters weicht, wenn Holzhütten aufgestellt werden und Lichterketten die Dunkelheit erhellen, wenn die Stimme des Geschichtenerzählers und die Melodien der Blasmusik wohlige Geborgenheit in die klirrend kalte Luft tragen, dann ist es wieder so weit – es ist Advent in Zell am See-Kaprun.

„Das Haus mit dem Hahn über der Eingangstür“, so weist Poidl Hahn seinen Gästen den Weg zu sich. Die Wände seines lichtdurchfluteten Wohnzimmers sind gepflastert mit Malereien, Drucken und Kunst aller Art. Versteckt in jedem Detail: sein Namensvetter, der Hahn. Er ziert auch die Tassen, in denen er heiß dampfenden Kaffee serviert.

Poidl Hahn ist hauptberuflich im Ruhestand und nebenberuflich alles, was mit Sport, Kultur oder Tradition zu tun hat. „Sport und Kultur gehören für mich zusammen, das hält mich am Leben“, erklärt er lachend. „Hier in Zell am See-Kaprun habe ich nur 850 Meter bis zum Golfplatz und einen Kilometer zur areitXpress."

"Diesen Vorteil meiner Heimat erkenne ich im März am häufigsten – ich kann morgens Ski fahren, mich dann zuhause umziehen und einen Kaffee trinken, bevor ich mich zu einer Runde Golf aufmache. Wo ist das schon möglich?“ Als langjähriger Lehrer, Sporttrainer und Triathlon-Veranstalter kann er so seine Freude an der Bewegung stets hochhalten.
Seine Leidenschaft für Kultur und Tradition wiederum kann er vor allem in der Adventzeit entfalten – hier lebt er seine Werte als Geschichtenerzähler bei seinen musikalischen Sternenadvent-Rundgängen durch Zell am See. Doch ist er kein bloßer Geschichtenerzähler, er trägt die Lyrik der Adventzeit durch die Gassen der Zeller Innenstadt. „Es geht nicht nur um historische Fakten. Ich möchte den Menschen einen emotionalen Zugang zur Geschichte der Stadt und ihren Traditionen geben, etwas, das sie spüren können.“ Bei den Rundgängen führt Poidl die Besucher durch symbolträchtige Orte wie den Stadtplatz, die Seegasse über das Grand Hotel bis zum Sternenadvent am Zeller See, immer begleitet von den musikalischen Einlagen der Bürgermusik Zell am See. „Ich bin kein Freund von Jahreszahlen. Ich möchte, dass die Menschen die Geschichten fühlen, die hinter den Mauern und Plätzen dieser Stadt liegen. Es ist ein Privileg, das teilen und erleben zu dürfen und es ist schön zu sehen, dass sich zu den Gästen auch jährlich mehr Einheimische gesellen.“

Die Zeit der Geselligkeit

„Für mich war der Advent nie eine ‚stille Zeit‘ im Sinne des Rückzugs. Der Advent ist lebendig und hell – Erzabt Korbinian Birnbach- er hat einmal gesagt ‘und draußen tobt der Advent‘, daran erinnere ich mich oft in dieser Zeit.“

Poidl Hahn betont, dass der Advent in Zell am See-Kaprun erst seit einem Jahrzehnt bewusst gefeiert wird: „Durch den Sternenadvent und seine Erweiterung bis zum Zeller See, die Adventmärkte in Kaprun und kleinere stimmungsvolle Veranstaltungen in den Betrieben haben wir die Möglichkeit innerhalb weniger Kilometer eine Vielzahl an Adventmärkten zu besuchen. Jeder in einer eigenen Kulisse: in den Gassen der Zeller Innenstadt, am schimmernden Ufer des Zeller Sees, auf der Burg Kaprun, am Kirchbichl oder bei so manchen Gastgebern der Region – wo hat man das schon?“ Und bringe der Advent Menschen zusammen, ganz unabhängig davon, ob sie religiös seien oder nicht. „Advent heißt für mich, zusammenzukommen, die Gemeinschaft zu spüren, nicht nur mit der Familie, sondern mit Freunden, Vereinen und all jenen, mit denen man gesellig Zeit verbringen will.“

In der Adventzeit schätzt Poidl besonders die heimischen Musiker und Handwerker, die mit traditionellen Liedern und Kunstwerken die Region bereichern. „Die Gäste suchen hier nicht das, was sie überall finden, sondern das, was uns besonders macht. Unsere Seele ist das Handwerk und die regionale Küche. Ich wünsche mir, dass wir diese wieder mehr leben und anbieten – in echten Wirtshäusern.“

Poidl Hahn bei ihm zuhause - er spricht im Interview von seiner Leidenschaft für Sport und Kultur | © Zell am See-Kaprun Tourismus
„Das menschliche Maß“ - Ein Wunsch ans Christkind

„Es geht uns so gut hier, und das verdanken wir der harten Arbeit, die die Generationen vor uns geleistet haben und dem Wohlstand, den wir durch den Tourismus und seine Gäste heute ernten können. Ob direkt, oder indirekt, wir sind alle damit verbandelt. Wir sollten weniger jammern und mehr wertschätzen.“ Seine Philosophie erinnert an Leopold Kohr und dessen Idee des 'menschlichen Maßes'.

Zum Abschluss wünscht er sich, dass der Advent in Zell am See-Kaprun weiterhin als Zeit der Gemeinschaft gelebt wird, als Moment, um innezuhalten und der Stille Raum zu geben. „Ich sage immer, ich glaube an das Leben vor dem Tod. Der Advent gibt uns Gelegenheit, dieses Leben in all seiner Fülle zu feiern und die Augen für das Gute zu öffnen und etwas zurückzugeben.“

Mit einem Lächeln und dem Blick aus dem Wohnzimmerfenster auf das verschneite Kitzsteinhorn lässt Poidl Hahn einen letzten Gedanken stehen: „Keiner Generation vor uns ist es so gut gegangen wie uns. Lasst uns darauf achten, was wir haben, und im Advent noch bewusster genießen.“

 

Tipps

Herzlichkeit und den Blick für alles offen zu halten - das hat unsere Redakteurin von Poidl Hahn gelernt | © Zell am See-Kaprun Tourismus